Tag 06 - Budapest - Arad
Malte
- 4 Minuten - 647 WörterEin großer Tag. Heute wollen wir die erste Fahrt mit einem Nachtzug machen. Vorher müssen wir aber zum Abfahrtsort kommen.
Arad, der Abfahrtsort, liegt direkt hinter der Rumänischen Grenze.
Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Rumänien ist nicht Mitglied des Schengener Abkommens, weshalb es dort Grenzkontrollen gibt.

250km - 4,5h
Muss man nicht wissen, kann aber hilfreich sein.
Was ich vorher wusste, mich aber trotzdem verwirrt: Rumänien liegt in einer anderen Zeitzone. Ungarn liegt aktuell in CEST/UTC+2, Rumänien in EEST/UTC+3.
Nach längerem Hin und Her entscheiden wir uns für den Zug um 13:10 Uhr. Damit sollten wir in Arad noch zwei Stunden Zeit haben, bevor der Nachtzug seine Reise beginnt. Zwei Stunden Verspätung klingt auch unrealistisch. Dachten wir zumindest.
Da wir laut Railplanner App eine Sitzplatzreservierung benötigen, bewegen wir uns nach dem Frühstück zum Hauptbahnhof. Dort angekommen ziehen wir eine Nummer und dackeln umgehend zum Schalter, als das Display nach ein paar Minuten unsere Nummer zeigt.

Der Wartebereich
Ich halte mein Handy, dass die Zugverbindung zeigt, ans Fenster und sage sowas wie “Interrail, I need reservation”. Weniger ist manchmal mehr.
Die Person auf der anderen Seite der Scheibe nickt und klickt wild auf der Maus herum. Währen sie so klickt entsteht folgender Dialog:
Ich: Do we need a reservation for this train?
Sie: It’s six euros.
Ich: Ok.
Marina: Is this train usually crowded?
Sie: Cash or card?
Ich: Card.
Marina: Is this reservation obligatory?
Sie: Here’s your reservation.
Ich: Thanks. Bye.
Kommunikation. So wichtig.
Wieder im Hotel angekommen packen wir unsere Taschen, checken aus und essen etwas zu Mittag. Wir kaufen etwas Verpflegung und bewegen uns wieder zum Bahnhof.
Wenn sich die Sonne in Budapest zeigt, wirkt die Stadt sehr viel angenehmer (mehr dazu in ein paar Tagen). Als wir das erste Mal am Krankenhaus vorbei gelaufen sind, wirkte das ganze Gelände wie das Gebäude aus dem Intro von Secret of Evermore. Leicht beklemmend.

Das linke Gebäude ist ein Krankenhaus
Mit Sonne sieht das schon ganz anders aus.

Der Zug steht bei unserer Ankunft um 12:30 schon bereit. Wir suchen unseren reservierten Platz und machen uns breit. Es sieht nicht so aus, als würden viele Leute mit diesem Zug fahren.
Der Waggon erinnert an einen älteren IC. Die Sitzen sind bequem und es gibt Steckdosen an den meissten Plätzen. Die Toilette sollte man tunlichst meiden.

An den Türen steht zwar etwas von “AC”, davon merkt man aber recht wenig. Trotz der 16 Grad Aussentemperatur sind es gediegene 25 Grad im Zug. Das könnte ein guter Vorgeschmack auf das sein, was uns in Griechenland erwarten wird. Dort sollen es nächste Woche wieder um die 30 Grad werden.
Von Budapest nach Adar fahren wir 4,5 Stunden. Es geht durch die Große Ungarische Tiefebene und das ist im Grunde ganz hübsch anzusehen. Viel Landwirtschaft, einige kleinere Orte und hier und da ein Bahnhof.
Kurz vor der Grenze kommt dann die erste Kontrolle auf der Ungarischen Seite. Einer unserer Personalausweiße wird begutachtet und akzeptiert. Der andere Personalausweiß ist seit drei Tagen abgelaufen und sorgt beim Grenzbeamten für Unmut.
“Go to romania, then go home. You’re illegal. Guten Tag.” sagt der Grenzbeamte und lässt uns leicht verdutzt zurück. Bevor wir richtig realisieren, was gerade passiert ist, fahren wir weiter und sind jetzt in Rumänien.
Der nächste Halt ist gleichzeitig auch die nächste Kontrolle. Der rumänische Grenzbeamte verbringt gute zwei Minuten mit dem ersten, noch gültigen Ausweiß und dann knapp fünf Sekunden mit dem zweiten, ungültigen Ausweiß, bevor er einfach geht. Wir halten unsere Ausweiße in der Hand, schauen uns an und sind noch immer unsicher, was gerade passiert ist.
Der Zug fährt los und wir verbringen die nächsten Stunden damit unsere Optionen zu eruieren.
Eine davon ist, dass wir schnellstmöglich wieder in den Schengenraum kommen.
Was man hier öfter sieht, was ich aus Deutschland nur aus der Schulzeit kenne: Der letzte Waggon ist gleichzeitig auch ein Fenster nach hinten.